Danke für Nichts

Es wird wieder zeit: der Zyklus des gemeingefährlichen Ernsts einer Beziehung führt zu raschen Fluchtversuchen aus dem unheiligen Bündnis. Nur wieder wird das Ende abgesegnet mit den Worten: „Man könnte Freunde sein.“ Das ist natürlich wundervoll geschmückt wie ein Tannenbaum im Januar. Total nutzlos. Denn in so einer sogenannten „toxischen Beziehung“ sucht der/die dominante Partner*in schnell einen Weg raus. Es hat lange gedauert zu verstehen, was um mich geschieht. Das ich tatsächlich immer wieder ausgenutzt werde. Immer wieder Enttäuschungen erlebe. Doch in einer toxischen Beziehung zu leben und zu überleben habe ich jetzt erst wirklich verstanden und hoffentlich für immer besiegt. Hier ein kleiner Versuch eine „Entstaliniserung“ meiner kleinen Sowjet Union durchzuführen:

Sie sind prinzipiell scheiße, denn es ist ein Teufelskreis. Ich wurde zunächst vergöttert. Alles an mir war toll und ich war das liebste aller Personen auf der Welt. Dann sollte ich alle Bereiche des Lebens meines Ex-Partners übernehmen. Anfangs war ich bereit alles zu geben bis ich schließlich nicht mehr alle Rollen erfüllen konnte. Ich musste mich ständig an die Wünsche von ihm anpassen und unterordnen. Ich saß immer am kürzeren Hebel. Gelernt habe ich nur, dass ein Selbstwert so nicht aufrecht erhalten werden kann. Die Selbstentfremdung à l’Adorno zum Mitnehmen bitte. Ich wurde aber auch schnell einsam. Hauptsächlich weil ich immer weniger Liebe zurückbekam, je mehr ich versuchte sie zu bieten. Ständig war das Gefühl von gebraucht werden und zu brauchen überlastet. Der Ball wurde flach gehalten, denn ich war nicht gut genug für andere. Nur diese Beziehung konnte meinen Wert erfassen. Der Wunsch nach Nähe und Freundschaft wurde gestern mit einem: „Lass mich in Ruhe jetzt“, einem neuen Lover und Respektlosigkeit zerstört. So lag ich mal wieder am Boden und auf mir wurde mit Worten und almanischem Verhalten getreten.

Ich habe entschieden es zu beenden. Denn obwohl ich ab und zu die Nähe bekommen habe sind die Phasen der Enttäuschung länger und weitaus schädigender als man oft selbst schätzt. Dabei spielt das respektlose Verhalten des dominanteren Partners/der dominanteren Partnerin die Hauptrolle in dieser tragisch ungesunden Beziehung. Das Opfer wird wie ein Nichts behandelt. Es ist da um zu erfüllen und zu geben. Dabei spielen seine Wünsche keine Rolle. Es ist noch nicht mal eine einseitige Sache. Und da wird es kompliziert. Denn je mehr meine Befriedigung vernachlässigt wurde desto wütender wurde ich. Mit einer Persönlichkeitsstörung natürlich keine super tolle Kombination. Ich verspürte oft den Wunsch meinem Partner das Leben zur Hölle zu machen für jede Beleidigung gegen mich. Doch ich nahm es immer hin. Immer und immer wieder. Hier ist das weitere Problem: Menschen in einer toxischen Beziehung können die Beziehung nicht beenden, weil man abhängig wird voneinander: Einerseits soll der eine Partner alles bekommen und der andere Partner alles geben und ein wenig was zurückzuerhalten. So wird der dominantere Partner/Partnerin immer wieder zurückkehren und versuchen die alten Machtverhältnisse wieder aufzubauen. Nicht unbedingt extra. Aber es ist dennoch eine Manipulation. Das wird für mich die härteste Prüfung des Jahres: der Sache keine Bedeutung mehr zu schenken, denn wie viele andere, die unter so einem Machtverhältnis leiden, gibt es eines was wir nicht vergessen sollten: Wir sind viel mehr wert als das.

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